Die einen kennen die Schule noch ohne Internet und die anderen nur mit Internet. Früher hätte man vielleicht in Goethes Werken nachgeschlagen, heute fragt man Google. Früher waren Handys im Unterricht strengstens verboten, heute führt man eine Whatsapp-Gruppe mit seinen Mitschülern und dem Klassenlehrer. Es geht aber nicht darum zu urteilen, welche Variante besser ist. Entscheidend ist zu lernen, mit der aktuellen Situation richtig umzugehen. Die Devise sollte daher erstmal lauten: Herzlich willkommen Digitalisierung.
In jeder Kommunikationsrevolution, dem Buchdruck, Telefon, Radio oder Fernseher gab es Vorteile, aber auch Nachteile zu verzeichnen. Aber für eines steht jede Revolution: Das Eintreffende beeinflusst unsere Gesellschaft und verändert Strukturen, die sich nicht wieder in den vorherigen Ist-Zustand zurückverwandeln werden. Wie schnell man jedoch diese neuen Strukturen annimmt, ist unterschiedlich. Bildungsinstitutionen haben sich lange dagegen gewehrt. Sie werden aber langfristig nicht drumrum kommen, neuen Technologien eine Chance zu geben. Gerade Google, Apple, Amazon und Co. haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Leuten diese Chancen schmackhaft zu machen.
Google und ihre Scholars, Books & Classrooms
Google mit seinem Bildungsprogramm aus Hard- und Software, ist ein Vorreiter im Bildungssektor und rüstet seit Jahren in dem Bereich immer mehr auf. Eines der bekanntesten Tools, vor allem unter Studenten beliebt, ist Google Scholar. Als spezielle Suchmaschine durchforstet es das Internet nach wissenschaftlichen Texten oder Literaturquellen. Der zugehörige Algorithmus und die enorm große Datenbasis erzielen eine verwendbare Trefferliste. Besonders für erste grobe Recherchen oder Schulreferate sehr zu empfehlen. Die wissenschaftliche Expertise für Bachelor- und Masterarbeiten findet man aber trotzdem nach wie vor am besten in der eigenen Universitätsbibliothek, die oft in akademische Fachgebiete eingeteilt sind.
Ebenso bekannt ist Google Books, die Bücher-Suchmaschine. Ein New Yorker Gericht hat Google erlaubt, Millionen von Büchern einzuscannen und zu digitalisieren. Seit 2004 wurden bis heute an die 20 Millionen Bücher eingescannt. Laut Gericht könne die ganze Gesellschaft davon profitieren und auch die Autoren. Werke sind einfacher aufzufinden und stellen so eine neue Einnahmequelle dar. Alte Bücher werden wiederum am Leben gehalten. Google verkauft die Bücher aber nicht und es stehen lediglich Leseproben zur Verfügung. Für die ein oder andere fehlende Literaturangabe, eine tolle Sache.
Dann gibt es noch Google Classroom, welches sich ideal für Lehrer und Dozenten eignet. Als Organisationstool unterstützt es den Alltag. Man kann Termine verschicken und es lassen sich Unterrichtsmaterialien oder Aufgaben teilen. Sowohl Livestream als auch Chat-Funktionen sind integriert. Darüber hinaus gibt es eine Anbindung zur Google App for Education. Dort gibt es Verwaltungsmöglichkeiten wie Gmail, Google Docs und Drive. Sowohl zwischen Schüler und Lehrer als auch Student und Dozent können so Aufgaben zusammen bearbeitet oder gegengelesen werden. Als kostenlose Tools stehen sie für eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit. Besonders in den USA werden die Bildungs-Apps von Google an Universitäten und Schulen eingesetzt.
Apple und die iTunes University
Auch Apple ist im Bildungssektor schon ein alter Hase. Es stehen jedoch die Geräte im Vordergrund. Auch hier findet man wieder in den USA häufiger iPads, iBooks und Macs in Schulen und Universitäten. Es gilt Bildung mehr zu erleben, gar zu berühren. Generell bietet das Unternehmen Schülern und Studenten Rabatte auf alle Apple-Produkte. iOS ist eines der schnellsten und fortschrittlichsten Betriebssysteme und ob Apps, Websites oder Videos, Bildung über „den Apfel“ kann schnell flüssiggemacht werden ;). Mit Apple Produkten in Klassenzimmern oder Hörsälen kann das Lernen individuell gestaltet werden. Zusätze wie Sound und Touch erzeugen Spannung. Mit der sogenannten Split-View kann man in mehreren Apps gleichzeitig lernen. Apps als neue Lernwerkzeuge ermöglichen Zeichnungen, Auflistungen und Präsentationen. Apple hat den Setup-Vorgang vereinfacht, um so die Handhabung für Schüler und Lehrer zu erleichtern. Der App Store boomt vor Education-Apps.
Und dann ist da noch die iTunes University. Hier werden Vorlesungen, Kurse und Seminare aus aller Welt hochgeladen. Lernmaterialien können verwaltet, Hausarbeiten können online eingereicht und anschließend benotet werden. Wie bei Google sind die meisten Education-Leckerlis kostenlos. Eine neue Errungenschaft ist die Swift Playground App für das iPad. Über spielerische Übungen soll Kindern das Programmieren beigebracht werden. Sicher nicht ganz ohne Hintergedanke: Wir leben in einer Welt, die auf Programmierer angewiesen sein wird. Und umso jünger man ist, umso schneller lässt sich eben eine (Programmier-)Sprache lernen.
Amazon Inspire und #GoOpen
Amazon, einer der größten Vertreiber von Büchern, ist im Vergleich zur Konkurrenz noch relativ neu auf dem Bildungsmarkt unterwegs. Einstiege in den Bereich erfolgten über den Kauf eines Mathe-Start-Up namens TenMarks und einem Übersetzungsdienst namens Safaba. Seit letztem Jahr gehört Amazon zur Open Education Initiative der US-Regierung. Ein Portal für Lernunterlagen wird ins Leben gerufen und das amerikanische Bildungsministerium fordert und fördert #GoOpen. Ziel ist es, offene Lernunterlagen zum Mainstream werden zu lassen. Lehrkräfte und Schulen in den USA können sich unter amazoninspire.com registrieren und Lernunterlagen hochladen. Alte Schulbücher sollen dabei durch offene lizenzierte Lernmaterialien ersetzt werden. Ob durch Lehrer, Schulen, Autoren oder Institutionen, die Inhalte sollen frei zur Verfügung gestellt werden. Denn eines ist klar, Lehrer brauchen immer Material und hätten somit eine Chance, ihr Schema etwas vom klassischen Lehrbuch abzuändern und sich mit anderen Gleichgesinnten auszutauschen. Da sich viele Apps auf Schüler und Studenten fokussieren, ist Inspire auch endlich mal was für Lehrer. Wie ein soziales Netzwerk können sie sharen, liken und kommentieren. Neben solchen neuen Projekten sollte nicht unterschätzt werden, dass Amazon als Marktplatz für Bücher, Schreibwaren und Produkte wie der Kindle-Reader schon sehr lange ganz oben mitschwimmt.
Man wird sehen, was sie bringt - die Bildung von Morgen. Sie wird sich und hat sich schon verändert. Trotz aller Kritiker und Befürworter sollte nicht in Vergessenheit geraten, wie wichtig sie ist. Denn im Bezug auf das Zusammenspiel von Bildung und Digitalisierung kann schlussfolgernd gesagt werden: „Es ist okay, etwas nicht zu können! Aber es ist nicht okay, etwas nicht zu versuchen!“