Der Dinosaurier
Wer hat nicht mindestens einen Dozenten, der schon gefühlte 100 Jahre an der Uni lehrt? Man erkennt ihn an den grauen Haaren und der dicken Hornbrille, vielleicht hat er auch schon die dritten Zähne. Dieser Typ von Dozenten hat nur noch ein paar Jahre bis zur lang ersehnten Rente vor sich und geistert bis dahin durch die Flure seiner Heimat: die Uni. So vertraut, und doch ist er in der heutigen Welt nicht richtig angekommen. Der Dinosaurier fühlt sich oft missverstanden, weil seine früher bahnbrechenden Forschungen inzwischen von der wissenschaftlichen Evolution überrollt wurden. Das lässt ihn schonmal grimmig dreinblicken!
Der Engagierte
Der engagierte Dozent ist meist Oberhaupt der Fakultät und unterstützt alle, wo er nur kann. Er hat ein gutes Herz, immer ein offenes Ohr und nimmt sich Zeit für eine Sprechstunde. Dort werden Probleme erörtert und Literaturtipps für die Seminararbeit aus dem Ärmel geschüttelt. Dozenten dieser Art gehen ihre Arbeit leidenschaftlich und aufmerksam an. Sie unterrichten mit Schwung und Begeisterung und versuchen alle mitzureißen. Vielen Studenten geht diese übermotivierte Art aber auch auf die Nerven.
Das Superbrain
Er weiß alles, wirklich alles! Und er muss sein großes Wissen mit den Studenten teilen. So trägt er gerne 300 Prozent von dem vor, was in der Klausur dran kommt. Nur so zum Spaß. Natürlich ist das interessant und lehrreich, doch irgendwann ist es auch genug. Er hat auf jede Frage eine Antwort. Dabei ist es sehr schwierig, seinem Fachchinesisch zu folgen und etwas zu verstehen. Das Superbrain gilt als Fachidiot, der aber mit viel Leidenschaft und Interesse bei der Sache ist.
Der Überflieger
„Meine Damen und Herren, in der nächsten Woche muss die Vorlesung leider ausfallen, weil ich am Max-Planck-Institut meine neue Forschungsarbeit vorstellen werde.“ So oder so ähnlich beginnt der Überflieger häufig seine Vorlesung. Er ist ein ehrgeiziger und karrierefokussierter Typ, der neben seiner Lehrtätigkeit als Professor wissenschaftliche Arbeiten schreibt und von einem wichtigen Termin zum nächsten hetzt. Dozenten dieser Spezies leben aus dem Koffer, denn sie pendeln täglich zwischen Gastvorträgen, Konferenzen und sonstigen Auftritten, bei denen sie im Rampenlicht stehen. Der Überflieger ist ein hohes Tier und heiß begehrt - nur nicht immer bei den Studierenden. Er ist zwar ein Fachmann mit viel Wissen und Erfahrung, aber vor lauter Business-Stress hat er nicht viel Zeit für seine Studenten. Da kann es schonmal drei Wochen dauern, bis man eine Antwort auf eine dringende Mail bekommt. Der Überflieger ist also ein kompetenter Typ, der mit seiner mitunter überheblichen und oberflächlichen Art aber nicht immer punkten kann.
Der Chaot
Total nervig, und doch irgendwie liebenswert. Er kommt immer zu spät oder schon am Dienstag, obwohl die Vorlesung erst am Mittwoch stattfinden soll. Der Chaot wird von vielen nur belächelt und nicht ernst genommen. Kein Wunder, schließlich gehen die ersten 15 Minuten der Vorlesung dafür drauf, den PC hochzufahren und die PowerPoint-Präsentation zu starten. Der verwirrte Dozent ist immer schlecht vorbereitet und Infos zur Klausur gibt’s schonmal gar nicht. Wie auch, wenn er selber keinen Plan hat? Trotzdem ist uns der Chaot doch irgendwie sympathisch, oder? Anstelle einer einschüchternden Aura, die Studenten in der Prüfung immer ganz nervös macht, hat der Chaot einen leicht verpeilten Blick und ein gutes Herz.
Der Erzähler
Anstelle von trockenen Theorien und komplizierten Formeln steht hier Lebenserfahrung auf dem Lehrplan. Der Erzähler schweift nämlich gerne vom Thema ab und informiert seine Studenten über wichtige Ereignisse aus seinem Leben. Blöd nur, dass nichts von alledem in der Klausur abgefragt wird. Da helfen einem der Name des Ehepartners und der Katze des Dozenten nicht weiter. Tja, der Erzähler kommt zwar bei vielen mit seiner lustigen Art gut an, wer aber wirklich etwas lernen will, ist einfach nur von ihm genervt.
Der Erbarmungslose
Jeder fürchtet ihn: den strengen Dozenten. Mit seinen wachsamen Augen fällt ihm jede Kleinigkeit auf. Da ist aufmerksam zuhören und interessiert gucken angesagt! Der Erbarmungslose gibt nur Vorlesungen um acht Uhr morgens, gerne auch früher. So kann man den Stoff direkt in der Bibliothek nacharbeiten. Er glaubt, dass Studenten keine Freizeit haben, und gibt sogar Hausaufgaben auf. Die Frage nach dem Klausurstoff stellt sich hier gar nicht, denn was dran kommt: natürlich alles! Aber ein Dozent dieser Spezies hat auch seine guten Seiten: man lernt unheimlich viel, nicht nur Disziplin. ;-)
Der Langweiler
Er fährt den PC hoch und beginnt dann einen 90-minütigen Monolog, ohne auch nur einen Schritt von der Stelle zu machen. Er leiert sein Skript monoton herunter und hält sich dabei wortgetreu an die eigene PowerPoint-Präsentation. Kein Wunder, dass es da schwer fällt aufzupassen! Denn ein langweiliger Dozent ist einfach langweilig. Nicht nur beim Zuhören fallen einem die Augen zu, sondern der Dozent selber scheint beim Reden fast einzuschlafen. Praktisch ist diese Unterrichtsmethode nur für Studenten, die nachts feiern waren und in der Vorlesung lieber ein Nickerchen machen wollen.
Der Studentenfreund
Wer wünscht sich nicht einen Dozenten, der von allen geduzt wird und mit Jeans und Sneakern in der Uni rumläuft? Dieser Kumpeltyp ist jung geblieben und einfach cool. Er überzeugt zwar nicht mit strukturiertem Lehrmaterial, dafür aber mit seiner lockeren Art und den vielen Kaffeepausen. Ob man in seinen Vorlesungen viel lernt, sei dahingestellt. Spaß machen sie auf jeden Fall! Einen Dozenten dieser Sorte trifft man auch mal in der Kneipe an, wo er wehleidig seiner - längst vergangenen - Jugend hinterhertrauert. Der Studentenfreund wirkt bodenständig und unkonventionell, aber noch nicht so ganz erwachsen.
Kurz: In eurer Uni-Laufbahn begegnen euch die unterschiedlichsten Dozenten-Typen, und alle haben ihre Vor- und Nachteile. Langweilig wird es dank vielseitiger Charaktere aber nie.